Ein Einblick in kleine Kulturbetriebe während der Krise
Kultur und Kunstfreiheit sind ein sehr wichtiger Teil unserer Gesellschaft, der in Krisen leider schnell vernachlässigt wird. Schon vor der aktuellen Corona-Krise war es für viele kleinere, selbstständige Kulturbetriebe nicht einfach über die Runden zu kommen.
Kaum und immer älter werdendes Publikum sind ein Grund, es fehlt an Nachwuchs in den Rängen.
Die Unterhaltungsräume sind nun leer. Für die meisten bedeutet das ein Leben mit Existenzängsten. Laut europäischen Impfplan sollen bis Juli 70 Prozent der deutschen Bevölkerung geimpft werden, also rechnen die Kulturbetriebe mit erstmaligen Öffnungen frühestens im Herbst. Das heißt, es sind noch mindestens fünf Monate bis die Veranstaltungsorte wieder ihre Türe öffnen können.
Wenn von Clublandschaft und Kulturbetrieb gesprochen wird, ist damit meist die Szene in Berlin, Hamburg oder München gemeint. Doch wie sieht es in kleineren Orten, Städten, Gemeinden aus?
Das Gloria in Landau ist ein relativ kleiner Kulturbetrieb in der Pfalz. Die meisten in der Umgebung Landau kennen das Gloria als Party-Location. Aber das Gloria ist viel mehr: Der Kulturpalast ist das Schweizer Taschenmesser der Veranstaltungsorte – von Theater, zu Kabarett, Poetry- und Debattier- Slams, Zauberkunst und vielem mehr bietet es seinen Besuchern ein großes Repertoire an Unterhaltung. Peter Karl, Inhaber der Agentur Ascart Entertainment, Moderator, Coach, Comedian, Zauberkünstler und Inhaber des Glorias schildert die aktuelle Lage seines Betriebes.
Unterstützt werden Kultureinrichtungen bei den momentanen Schließungen mit den sogenannten Überbrückungshilfen III. Trotzdem findet Peter Karl, dass die Kultur von der Politik eindeutig vernachlässigt wird. Von insgesamt 23 Mitarbeitern vor der Krise, ist nur noch ein Ausbildungsplatz geblieben. Auch der Kulturpalast bezieht Überbrückungshilfe III.
Welche Probleme damit auftreten, erklärt Peter Karl wie folgt: Gekoppelt ist die Hilfe am Umsatz jedoch nicht am Gewinn. Alle Umsätze werden aufgelistet, welche Investitionen man dabei tätigt nicht. Darunter zählen unter anderem Künstlergagen oder Technik Equipment. Die Umsätze, von denen diese Kosten noch nicht abgezogen werden, scheinen also auf den ersten Blick ziemlich hoch. Auch wenn im Realfall der Betrieb nur wenig oder kein Geld verdient. Standhaft kämpf sich das Gloria durch die Corona Krise, investiert zu Beginn noch in ein Hygienekonzept. Als dann Besuche komplett gestrichen werden, steigt der Veranstaltungsort auf Streaming Angebote um. Der Betrieb investiert also Geld und hat wieder Umsätze, jedoch ohne große Gewinne, die den Unterhalt und die Instandhaltung finanzieren.
Da nur das generelle Einkommen vom Staat betrachtet wird, nicht der Gewinn, bekommt der Betrieb unter umständen die Förderung gestrichen oder gekürzt. „Die Regierung zwingt einen, dazu nichts zu machen“, berichtet Peter Karl am Telefon. Auch Gelder für laufende Reparaturkosten werden zum Beispiel nicht vom Staat übernommen. Auf die Dauer droht also der Zerfall.
Förderprogramme für Einrichtungen seien noch zu speziell gestrickt, der Kulturpalast fällt dabei mit seinem sehr vielfältigen Angebot einfach durch das Förderungssieb.
Deutschlands Verwaltungsapparat könne in solchen Fällen seiner Meinung nach einfach nicht schnell genug agieren. „Die Verwaltung bringt uns um“, sagt er im Gespräch.
Auf eines konnte sich der Kulturpalast aber in der Krise verlassen und dass sind seine treuen Besucher. Vor der Krise hatte der Kulturpalast über 70 Prozent seiner Einnahmen zur Unterstützung von Kulturprojekten, Vereinen und studentischen Veranstaltungen gespendet. Diese Dankbarkeit kommt zurück: schon über 10.000 Euro an Spenden haben den Kulturpalast während der Krise erreicht. Diese werden nicht als Umsatz gerechnet und können Einrichtungen zusätzlich unterstützen. Auch als Stuhlpaten können sich Unterstützer im Gloria für einen relativ niedrigen Geldbetrag verewigen lassen. Noch hält Peter Karl durch, er wird alles daran setzten nach Corona wieder durchzustarten. Er kann nachvollziehen, warum viele Selbstständige aus Verzweiflung auf die Straße gehen, aber für Corona-Leugner hat er kein Verständnis, denn die wären Teil der aktuellen Probleme.
Auf die Frage, ob man das Gloria auch noch nach der Krise besuchen kann, bekomme ich keine sichere Antwort. „Wenn ich wüsste, wie lange die Einrichtung gefördert wird und wann es denn endlich weiter geht, könnte ich ruhiger schlafen.“
Eines wird aus dem Gespräch klar, die Kultur hat schwer zu schlucken. Es herrscht ein großes Fragezeichen bei den Kulturbetreibenden die zur Handlungsunfähigkeit gezwungen sind. Man kann nur spekulieren, wie erfolgreich die Kulturszene nach Corona zurück starten wird. Letztendlich liegt es wohl an uns allen die Kulturszene nach der Krise wieder aufzupäppeln.
Autorin: Tina Kuntz