UMMU

Im Austausch mit der Mongolei

Ziel des Kurses – Weg vom alltäglichen Zoom Fenster und etwas mongolische Luft schnuppern. Der Kurs UMMU zieht alle mit Fernweh, und der Lust mehr über andere Kulturen zu lernen, an. 

UMMU – das ist kein mongolisches Wort, sondern ein Austauschprojekt mit der Mongolei und bedeutet Ulaanbaatar – Mainz – Mainz – Ulaanbatar. Es beschreibt den Verlauf des Kurses und den Austausch zwischen den Städten.

Ziel des Kurses ist es gemeinsam in Gruppen ein gewähltes Projekt mit den Kunststudenten zu erarbeiten. Der Austausch findet ausschließlich digital statt. Zoom ist unser Diskussionsraum, ein Google Docs Dokument unsere digitale Pinnwand und die WhatsApp-Gruppe eine tägliche Erinnerung für Updates und Termine. So entsteht ein interkulturelles Projekt, dass die physikalische Barriere zwischen den beiden Ländern auflösen soll. Ich nehme an diesem Kurs zum ersten Mal Teil und berichte aus meiner persönlichen Erfahrung.

Im Voraus habe ich mich, wie auch empfohlen, so gut wie gar nicht über die Mongolei informiert. Mein Grundwissen über das Land stammt aus ein paar Dokumentationen über das Nomadenleben in der Mongolischen Steppe. Umso neugieriger macht mich das aber Einwohner der Mongolei persönlich kennenzulernen. Einige Fragen an die Student*innen schweben schon in meinen Kopf: Wie ist das Leben in Ulaanbatar? Und wie unterscheidet sich ihr Studium von unserem?

Ablauf

Kirstin Arndt startet den Kurs zusammen mit Katja Birkmann dieses Jahr schon zum dritten Mal.

Katja Birkmann lebte und arbeitete zwei Jahre lang als Künstlerin in der Mongolei. Die Mongolische Sprache beherrscht Sie deshalb, als einzige im Kurs und agiert als Übersetzerin. Generell soll unsere Kommunikation auf Englisch verlaufen. Doch wie wir schnell erfahren, sprechen nicht alle Mongolischen Student*innen Englisch.

Sechs Stunden Zeitverschiebung und über 8.000 Kilometer trennen uns. Wir starten samstags um 9 Uhr, die meisten meiner Kommiliton*innen haben noch verschlafene Gesichter. Unser Kurs ist bunt gemischt, sogar ein Gasthörer der Hochschule in Frankfurt nimmt interessiert an dem Projekt teil. Ein Moderator für das erste große Treffen wurde im Voraus festgelegt. Es stehen Warm-Up Fragen und ersten Themen bereit, damit es nicht zum berühmten peinlichen Schweigen kommt. Besonders die Leiterinnen des Kurses scheinen nervös, ob auch dieses Jahr alles rund läuft.

Das erste Treffen 

Es ist fünf nach neun. Schüchtern treten die ersten Mongolischen Student*innen in das Zoom Meeting ein. Es werden nur langsam mehr, nicht alle trauen sich ihre Kamera anzuschalten. Katja Birkmann begrüßt sie und übersetzt ihre Zoom Namen für uns, die wir nicht lesen können. Wie ich lerne, schreibt man in der Mongolei mit dem mongolisch kyrillischen Alphabet. „Für mongolische Standards sind sie äußerst pünktlich“, erzählt sie uns aus ihren Erfahrungen auf deutsch und lacht. Bestimmt eine halbe Stunde warten wir auf Teilnehmer*innen, beschließen irgendwann mit dem geplanten Programm weiter zu machen. Nicht alle Student*innen sind gerade in Ulaanbaatar vor Ort, auch hier gelten Ausgangsbeschränkungen. Einige sind unter Umständen bei ihren Eltern auf dem Land, das Internet ist dort schlecht.

Die Veranstaltung läuft etwas zäh, wenn übersetzt wird, hat man keine andere Wahl als ratlos auf dem Bildschirm zu starren. Wir werden also in kleinere Break-out Rooms eingeteilt. Die Gruppen bieten sich als Diskussionsrunden an, um Gespräche anzuregen und aufzulockern. Auch die Hemmschwelle sinkt in den Break-out Rooms deutlich, macht die manchmal holprige Kommunikation leichter und die Beteiligung höher. Im Vergleich zur großen Gruppe hat man so mehr Chancen Teil der Konversation zu sein, und das Treffen nimmt etwas an Fahrt auf.

Kennenlernen 

Unsere Gruppe besteht aus sechs Personen. Eva, Julia, Meike und ich aus Mainz, Anu und Ikher aus der Mongolei. Sie sind Freundinnen und kennen sich aus ihrem Studium über die Wandmalerei. Ikher spricht kein Englisch, weshalb Anu für Sie übersetzt. Sie sind dem Projekt aufgeschlossen. Ikher hört meistens nur zu, während Anu sich mit uns unterhält und gegebenenfalls übersetzt. Wir erzählen von unserem Studium, kreativen Schwerpunkten und lernen uns kennen. Anu mag Portraits, während Ikher gerne klassische Öl-Landschaften malt.

Bei unseren nächsten drei Treffen geht es noch mehr um unser Kennenlernen. Jeder hat einen kleinen Einblick in sein Leben vorbereitet. Anu und Ikher zeigen uns traditionelle Wohnhäuser und Jurten, typisch für die mongolische Architektur. Wir reisen durch ihre Bildergalerie, machen Stopps in der Steppe, umgeben von Ziegen und Pferden, und im nächsten Moment stehen wir auf einem großen gepflasterten Platz in Ulaanbaatar, umgeben von Hochhäusern. Ihre Hochschule bekommen wir zu sehen, ein etwas unscheinbares, altes Gebäude. Auch die Mainzerinnen zeigen Ausschnitte aus Mainz und der Hochschule.

Nach unserer kleinen Kennenlern-Tour, versuchen wir uns auf unser Projekt zu konzentrieren. Viele Themen werden in den virtuellen Raum geworfen; von mir kommt der Vorschlag mit unserer persönlichen Beziehung zu der Natur zu arbeiten, Anu interessiert sich für die Covid Situation in unseren beiden Ländern. Die Resonanz aus Mainz; nicht schon wieder Covid, das Thema haben wir im letzen Jahr schon viel zu oft gehört. Jemand schlägt eine Sammlung unserer Lieblingsorte vor. Niemand hat etwas gegen das Thema einzuwenden und wir entscheiden uns nach einigen Hin und Her dafür.

Bei unseren nächsten Treffen sammeln wir schon einige Ergebnisse; Collagen, Zeichnungen und Fotografien gehören zu unseren Medien. Die Vielfalt unseres Projektes kommt langsam zum Vorschein. Damit aber auch das Problem, wie wir unsere Werke alle zusammenfassen können.

Andere Ergebnisse 

Auch die anderen Gruppen waren in der Zwischenzeit schon fleißig. Es entsteht parallel ein Kochbuch, mit den Lieblingsgerichten der Gruppe. Die dritte Gruppe erschafft Arbeiten unter dem Thema „Gender Identitys“. Bei der letzten Präsentation wird uns klar, dass wir den anderen Gruppen konzeptionell etwas hinterher hinken.

Fazit 

Mein erstes Fazit zum Kurs: Ohne persönliches Treffen scheint uns die Kommunikation eine große Hürde. Entscheidungen zu treffen dauert mindestens eine Woche. Das Feedback aus der Mongolei braucht dabei immer besonders lange. Auf diese Form der Gruppenarbeit sollte man einlassen können.

Kunst und Design verbinden beide Seiten auch mit ihren Unterschieden. Anu und Ikher fügen eher traditionelle Denkansätze und Malerei zu unserem Projekt, während von den Kommunikationsdesignerinnen eher grafische oder fotografische Werke zum Vorschein kommen. Beide Seiten ermutigen einander auch andere Medien auszuprobieren. Wir werden sehen, zu welchen Endergebnissen wir trotz den 8.000 Kilometer Distanz kommen.

Autorin: Tina Kuntz